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Interessenten fuer ein Projekt gesucht!



Da sich einige FBLINU-User aus dem Blindnet verabschiedet haben, aber
das Thema recht interessant ist, habe ich die folgende Nachricht aus dem
Blindnet weitergeleitet.
 
 
## Nachricht vom 28.07.97 weitergeleitet
## Ursprung : /BLINDNET/MOBILITAET
## Ersteller: C._ALBRECHT_bEi_BVH.blindnet.sub.de
 
Liebe Leser!
 
Unser Arbeitskreis "Umwelt und Verkehr" ist eine Fachgruppe des
Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg e.V. in unserem
Arbeitskreis wirken mobile und engagierte blinde und
sehbehinderte Menschen. Naturgemaess bestehen unsere
Arbeitsschwerpunkte in der blinden- und sehbehindertengerechten
Gestaltung unserer Stadt, so z.B. Mitwirken bei der Einrichtung
von Akustikampeln, blindengerechte Absenkung von
Bordsteinkanten, blinden- und sehbehindertengerechte Gestaltung
von U- und S-bahn-Zuegen und Bahnhoefen. So wirkten wir auch am
Pilotprojekt der TU Hamburg-Harburg mit, eine
behindertengerechte Gestaltung des U-Bahnhofs Borgweg zu
erreichen
 
In 1996 wurde an unseren Arbeitskreis die Frage herangetragen,
in Zusammenarbeit mit der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft
fuer behinderte Menschen einen Stadtfuehrer fuer Blinde zu
erstellen. Wie sollte man sich diesen Stadtfuehrer vorstellen?
So, wie den Stadtfuehrer fuer Rollstuhlfahrer in Hamburg, der auf
die Begehbarkeit von oeffentlichen Verkehrsmitteln und
Einrichtungen, wie z.B. Behoerden, hinweist?
 
Wir haben die Idee in unserem Kreis aufgegriffen und nun eine
erweiterte Arbeitsgruppe Stadtfuehrer fuer Blinde/Arbeitskreis
Umwelt und Verkehr gebildet.
 
Schnell sind wir zu dem gemeinsamen Ergebnis gekommen, dass wir
keinen "Stadtfuehrer herkoemmlicher Art auf zig Compactcassetten
oder zusaetzlich mit taktilen Stadtplaenen benoetigen, z.b. wie in
anderen Staedten, wo die Sehenswuerdigkeiten und die
Wegebeschreibungen, wie man dort als Blinder am guenstigsten
hinkommt, nichts fuer uns ist. Mit dem Pilotprojekt U-Borgweg,
fuer das 200 taktile Orientierungsplaene gefertigt wurden, hatten
wir fuer uns die Erfahrung machen muessen, dass taktile Stadtplaene
zur praktischen Orientierung keine grosse Akzeptanz unter unseren
Schicksalskollegen findet. Dies mussten wir anhand einer
Fragebogenaktion unter unserem Personenkreis erkennen.
 
Wir diskutierten, ob das GPS, global posishing system, wie es in
Oberklassewagen eingesetzt wird, nicht fuer unseren Zweck
verwendbar waere oder ein Tourenplaner, wie er auf cd ROM fuer die
beste und kuerzeste Verkehrsverbindung von Punkt a) nach Punkt b)
im Strassennetz schon erhaeltlich ist.
 
Wir entschieden uns aus Kostengruenden und aus Gruenden der
technischen Handhabung des GPS-Systems - Laptop am Mann - das
Projekt "Routenplaner" zu verfolgen. Noch ein Grund mehr spraeche
fuer den "Routenplaner", denn als Blinder oder hochgradig
Sehbehinderter laesst man sich unbekannte Wege von seinen sehenden
Freunden haargenau beschreiben, bevor man sich auf den Weg macht
oder einen nicht vorhandenen taktilen Stadtplan zu Rate zieht.
Selbst wenn man vom Hamburger Stadtgebiet Plaene fertigen wuerde,
waere das viel zu umfangreich und kostenintensiv.
 
Nach eingehenden Recherchen unsererseits konnten wir
feststellen, dass es ja so etwas schon gibt, und zwar ist die
Firma Papenmeier in Zusammenarbeit mit der Uni Magdeburg und mit
anderen europaeischen Kooperationspartnern im Rahmen eines von
der Europaeischen Union gefoerderten Forschungsprojekts auf diesem
Gebiet aktiv geworden. Das Projekt "mobic", Mobility of blind
and elderly people interacting with computers, ist das Ergebnis.
Hier hat die Firma ein GPS- und Routenplaner-Programm fuer die
Stadt Schwerte entwickelt, das man mit Hilfe eines Laptop nutzen
kann und das auch einsatzbereit ist.
 
Dieses Programm kann, sofern ein entsprechender Stadtplan auf CD
Rom existiert, auch fuer andere Staedte uebernommen werden. So ist
es dann moeglich, bestimmte Hinweise fuer gewisse Nutzergruppen,
wie z.B. Hinweise auf akustische Ampelueberwege oder Hinweise auf
bestimmte Gebaeude, mit einzubauen, die dann in der
Routenbeschreibung mit angesagt werden.
 
Wir von unserem Arbeitskreis fanden das so faszinierend, und das
waere auch in unserem Sinne eines Stadtfuehrers fuer Blinde, so dass
wir uns mit Herrn Bornschein der Firma Papenmeier besprochen
hatten, dieses System probehalber auch auf Hamburg zu
uebertragen.
 
Bei der "Mini-Cebit" in unserem Vereinshaus am 11. und 12. Mai
d.J. sollte das System fuer Hamburg bei genuegender Beteiligung
getestet werden.
 
Leider war die Beteiligung unserer Vereinsmitglieder nicht
ausreichend, so dass die Firma Papenmeier die Soft- und Hardware
fuer den Hamburger Stadtplan aus kostengruenden nicht einspielen
wollte. Sie machte uns aber das Angebot, fuer Interessenten bei
unserer "Mini-Cebit" den Schwerter Stadtplan vorzustellen, und
so war es denn auch.
 
Das o.g. Projekt Stadtfuehrer fuer Blinde in Hamburg haben wir
aber noch nicht abgeschrieben. Bei genuegend grosser Beteiligung
wuerde die Firma Papenmeier den Hamburger Stadtplan nach unseren
Beduerfnissen umarbeiten, und in einer oeffentlichen Vorstellung
im November d.J. koennte man anhand von exakten
Wegebeschreibungen als mobiler Blinder oder Sehbehinderter
versuchen, in einer fuer ihn unbekannten Umgebung diese Wege
nachzugehen. In einer anschliessenden Diskussion koennte man
weiter ueber das Projekt reden.
 
Habe ich mit meinem langen Schnack Ihr Interesse geweckt? Sie
haben die Moeglichkeit, dabei zu sein. Melden Sie sich bitte bis
zum 20.9.97 bei mir telefonisch, und zwar bei:
 
Ulli Staniullo, Ruf Dienst Montag bis Freitag von 8.00 Uhr bis
15.00 Uhr, 040 339 72 20 15 oder privat, 040 - 831 64 01 oder in
unserer Vereinsgeschaeftstelle. Ruf: 040 209 40 40. Alles weitere
werden wir dann telefonisch besprechen.
 
Sollte die Resonanz auch jetzt nicht gross sein, wissen wir, dass
wir auf dem Holzweg sind.
                         Ulli Staniullo
                         Leiter des o.g. Arbeitskreises
 
 
 
Tschuess!
 
Carsten Albrecht
Thuereystrasse 37
d-22455 Hamburg
 
tel.: 040/55 59 91 01
 
#BVH: Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V.