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Windows hier und in Amerika



Hallo Matthias, hallo zusammen,
 
ich habe zur Verdeutlichung den Betreff geaendert. Du schriebst:
 
> Ich habe den Eindruck, dass die Amerikaner einen besseren Anschluss an
> Windows und den damit verbundenen Tools gewonnen haben als wir. Woran
> liegt das?
>
> Ist unser Neveaux niedriger? Kleben wir zu stark an einer Ascii-
> Oberflaeche? Oder werden wir von unseren Hilfsmittelanbietern durch die
> inzwischen grosse Anzahl von Screen-Readern verunsichert?
 
In den USA gibt's noch mehr Screen Reader. Ich denke nicht, dass das
Niveau hier niedriger ist, aber die Amerikaner sind wohl die am
meisten Technik begeisterten Leute der Welt.
 
> Die Screen-Reader sind mir auf den Hilfsmittelaustellungen nur in
> Verbindung mit Editoren vorgefuehrt worden - kein Internet-Explorer, kein
> Dateimanager, keine D-info. Die Verkaeufer behaupten zwar, dass
> alles funktionieren muesste. Man wendet sich aber immer mit
> Fragezeichen von jedem Stand ab.
 
Das ist in den USA GANZ anders. Dort werden oeffentlich "Duelle"
zwischen Screen Readern ausgetragen. Jede Firma bekommt Aufgaben
gestellt, die es zu loesen gilt. Da mit Sprachausgabe gearbeitet wird,
bekommen alle im Raum mit, wie die Vorfuehrperson mit der Aufgabe
klarkommt. Der Bildschirm zeigt dabei auf's Publikum, der Vorfuehrer
kann ihn nicht sehen, ihm steht nur das Hilfsmittel zur Verfuegung.
Das ist hierzulande, wo die Braillezeile das dominierende
Hilfsmittel ist, natuerlich schwieriger zu machen. Auf der Home Page
von Henter Joyce www.hj.com (Hersteller von Jaws) findet sich eine
tolle Beschreibung so eines Duells von Anfang 1996. Damals traten etwa
ein halbes Dutzend verschiedener Firmen gegeneinander an. Es wurden
auch Aufgaben zum Thema Internet gestellt. Unter den Duellanten war
auch Virgo.
 
> Und dann noch eines: Ich traue mir zwar einiges zu, aber als
> berufstaetiger zu Hause mal so nebenbei eine Windows-95-Installation
> durchfuehren? Ich glaube, dass die Amerikaner hierfuer Lernkassetten
> kaufen koennen. Dann kann man sich seinen Kassettenrecorder neben den
> Computer stellen und hat eine recht gute Einweisung. So einen
> Vorschlag habe ich Herrn Koenig von Optica-Reha-Tech schon vor
> ...
 
Auch da haben Sprachausgabebenutzer Vorteile: Ich besitze die
Jaws-Trainigs Tapes und sie haben mir sehr geholfen, in Windows 95
'reinzukommen. Da hoert man nicht einfach jemanden was vom Blatt
ablesen, sondern alles wird live demonstriert. Der Vorfuehrer erzaehlt,
drueckt Tasten und man hoert die Sprachausgabe antworten und
kommentieren. Oft laeuft das ganze auch mit zwei Leuten ab. Die
Optica-Leute meinten immer, es sei schwierig, so etwas in's deutsche
zu uebersetzen, erstens weil man dazu die richtigen Leute braucht,
zweitens weil man sich ueberlegen muss, ob es sinnvoll ist hier, wo die
Braillezeile dominiert, Trainings-Kassetten in dieser Art zu machen.
Aber ich faende es schon auch wichtig, solche Kassetten zu bekommen,
und ich denke, dass sich hierzulande die Hersteller manchmal sagen,
warum billige Kassetten mitliefern, wenn wir teure Schulungen
verkaufen koennen. Bei der Schweizerischen Hoerbuecherei gibt es ein Buch
zu Windows 95. Das ist zwar glaube ich 16 Kassetten lang, aber man
kann ja vielleicht nur Teile hoeren. Die Schweizer arbeiten bei
Sachbuechern oft mit Markierungstoenen.
 
Ich kann mir vorstellen, dass die Hauptschwierigkeit hier in
Deutschland die Braillezeilen sind. Die meisten amerikanischen Blinden
haben eine Sprachausgabe wie Dectalk oder Doubletalk. Man braucht dann
kein neues Hilfsmittel fuer Windows. Das ist hier, wo Brailleausgabe
gewuenscht wird ganz anders, auch weil die Screen Reader nur bestimmte
Zeilen unterstuetzen, waehrend in den USA die Screen Reader Hersteller
versuchen, moeglichst viele Ausgabemedien zu unterstuetzen. Ausserdem
haben viele Blinde hier Windows zuerst mit Virgo kennengelernt und ...
Windows mit Virgo, das ist kein Verfnuegen, das geht mal gerade so,
aber Spassmachen tut das, zumindest mir, viel weniger als andere
Programme. Mir gefallen nur zwei von den vielen Screen Readern: Jaws
und Window Eyes. Ich muss dazusagen, dass ich nicht alle Screen Reader
kenne. Von Virgo 2 habe ich z. B. bisher nur eine Beta getestet. Aber
ich habe doch schon einige ausfuehrlich getestet. Wenn ich auf
angenehme Weise Windows kennenlernen wollte, wuerde ich mir eine
Sprachausgabe beschaffen z. B. Apollo II und die Demos von Jaws und
Window Eyes besorgen. Window Eyes gibt's bei ftp.gwmicro.com, und von
Jaws kann man sich eine zwei Monate laufende Demo kommen lassen.
Window Eyes kann zwar kein deutsch, so werden die englischsprachigen
Prompts falsch ausgesprochen. Ausserdem werden Umlaute nicht
gesprochen, aber das ist immer noch viel besser, als ein Programm,
dass viel oefter gar nicht so richtig mitbekommt, was auf dem
Bildschirm passiert, oder wo der Focus oder Cursor gerade ist, wenn
Tab gedrueckt wurde usw. Jaws und Wineyes modeln den Bildschirm auch
nicht voellig um. Beide Programme laufen mit Windows 3.1 und 95.
 
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