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Re: Webspeak Browser



Hallo Dieter,
bevor der Dos-Port von Lynx verfuegbar war, habe ich eine Zeit lang mit
Webspeak gearbeitet. Die Version war 1.2. Sie konnte keine Frames, geschweige
denn Mail o. ae. Vor Webspeak konnte ich ueberhaupt nicht im Www surfen. Daher
war es natuerlich eine grosse Bereicherung. Aber inzwischen wuerde ich einen
Msie oder Navigator bzw. irgendeine Variante von Lynx bei weitem vorziehen.
Die Navigation fand ich sehr gewoehnungsbeduerftig. Man wusste oft nicht, in
was fuer einer Art von Darstellung (Plain Text, Tabellen, ordered Lists
etc...) man sich befand. Die Steuerung ueber Funktionstasten, das Folgen eines
Links mit der Leertaste, das Zurueckgehen ueber die History-Liste, das alles
fand ich furchtbar umstaendlich. Die Ssil-Schnittstelle, welche zur
Ansteuerung der meisten Sprachausgaben benoetigt wird, arbeitete voellig
unzuverlaessig. Mein Apollo las oft nicht die aktuelle Zeile, sondern eine
Zeile drueber oder drunter. Das Unterbrechen funktionierte nicht. Die
Sprachausgabe machte ewig lange Pausen, so dass kein Lesefluss gegeben war
etc... Ich habe mich mehrfach per Email mit den Entwicklern
auseinandergesetzt. Sie zeigten sich sehr ueberzeugt, und sie verschlossen
sich gegen jeden Verbesserungsvorschlag. Selbst meinen Hinweis, dass deutsche
Umlaute nicht einzugeben waren (in Forms), fand man unwichtig. Das einzige,
was mir noch positiv in Erinnerung geblieben ist, ist die Funktion der Taste
F8. Man bekommt einen Eingabe-Prompt und kann nun einen Suchstring eingeben.
Dieser wird dann gleich mit <Enter> an Altavista uebergeben, ohne zuvor
Altavista aufgerufen zu haben. Fuer Anfaenger erleichtert das die Suche
ungemein. Der Nachteil ist wiederum, dass man keine Spezialeinstellungen wie
Ausgabeformat oder -Sprache vornehmen kann. Du schreibst, dass sich Fenster
beim Installieren oeffnen. Das wird unter Windows nicht zu vermeiden sein. Es
ist voellig richtig,  dass ein Blinder es allein kaum installieren kann, wenn
er keinen Screenreader fuer Windows besitzt. Schliesslich muss man zuvor eine
Internet-Verbindung eingerichtet haben. Immerhin arbeitet man unter Windows,
und davon ist man mindestens beim Installieren auch nicht abgeschirmt wie es
z.. B. bei Open Book der Fall ist. Open Book kann man trotz Windows-Programm
unter Dos installieren. Man startet es von Dos aus, und es beendet hinterher
Windows von selbst. Der Anwender kommt also, wenn er will, mit Windows gar
nicht in Beruehrung.
 
Ich moechte hier nicht schon wieder mit Lobeshymnen auf Lynx ankommen. Sicher
kann Lynx vieles nicht, und in der Dos-Version geht nochmals vieles nicht von
dem, was unter Unix kein Problem ist. Aber gerade beim Thema Navigation
koennten sich die anderen Browser und erst recht Webspeak eine Scheibe
abschneiden. Die gesamte Navigation erfolgt fast ausschliesslich ueber das
Cursorkreuz. Rauf, runter, Link vor, Link zurueck. Die andere Hand bleibt auf
der Zeile, das Ohr lauscht der Sprachausgabe. Nur gelegendlich drueckt man
eine Taste wie zum Abspeichern oder fuer die History-Liste. Von einem Link
eine Ebene zurueckzugehen ist bei Webspeak ein Krampf. Hier druecke ich
Cursor-links. Die Navigation bei Lynx erinnert mich von ihrer Einfachheit her
stark an die Maus. Wenn man ohnehin ein funktionierendes Windows mit
Screenreader hat, kann man auch gleich z. B. msie3.0 nehmen. Worin liegt also
die Existenzberechtigung fuer Webspeak? An welchen Kundenkreis wendet es sich?
Das ist mir eben nicht ganz klar. Nun muss man sagen, dass die Bedienbarkeit der
gaengigen Browser in den letzten 12 Monaten durch die mehr oder weniger gute
Anpassung der Screenreader besser geworden ist. Als Webspeak entstand, waren
die Screenreader laengst nicht so gut an die Browser angepasst, so dass es
wirklich eine sinnvolle Ergaenzung war.
 
Gruss