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Re.: Erster World Wide Web Browser fur Blinde



Hallo zusammen!

man sollte sich ueber die Ankuendigung des "ersten blindengerechten"
Browsers in der BITE-Liste nicht zu frueh freuen. Wer das Programm
(inzwischen gibt es Version 3) aus dem Internet laedt, kann sich auch auf
einer Mailing-Liste eintragen. Nachstehend einige Kommentare zu den
"highlights, die sich u.a. auf die Diskussion in dieser Liste stuetzen".

>- Surfen im WWW ist so einfach wie das Abhoeren von Audiokassetten.

Dass solche Aussagen mindestens leicht uebertrieben sind, weiss vermutlich
jeder. Der Homepage Reader (HPR) wird ueber den Ziffernblock gesteuert.
Damit sind Konflikte mit Windows Screenreadern vorprogrammiert. Sie muessen
derzeit voellig abgeschaltet werden. JAWS hat gluecklicherweise einen
"Schlafmodus", der sich anwendungsabhengig automatisch aktivieren laesst. 
Ausserdem gibt es noch keine Braille-Ausgabe (so etwas ist bei
Audiokassetten ja auch ueberfluessig!!!).

>- Schnelle und sichere Orientierung und Navigation.
>- Alle Elemente einer Web-Seite sind ansteuer- und bedienbar.

Das gilt natuerlich erst dann, wenn man wieder eine Belegung fuer den
Ziffernblock gelernt hat und sich an das Arbeiten nur mit Sprache gewoehnt
hat.

>- Ausfuellen und versenden von Formularen bereitet keine Schwierigkeiten.

Gerade auf die Eingabefelder richtete sich bisher in der Mailing-Liste die
meiste Kritik, insbesondere dann, wenn bereits zu Beginn eine Eingabe
vorzunehmen ist.

>- Schnelles Querlesen eines Textes ist moeglich.

Zumindest bei Version zwei wurde hierzu ueber Probleme berichtet, was das
Unterbrechen und Fortsetzen beim Lesen ueber mehrere Seiten angeht. 

An eine Abstimmung der Bedienung bzw. Kombination des HpR mit bereits
verfuegbaren Windows Screenreadern ist offenbar nicht gedacht. Eine Frage
hierzu beantwortete Jim Thatcher, einer der Verantwortlichen bei IBM,
lapidar sinngemaess so: Wenn jemand mit seinem Screenreader glaubt, besser
zurecht zu kommen, wollen wir ihn daran nicht hindern.
Schade eigentlich, dass IBM so wenig an die etwas breiteren Interessen der
Anwender denkt, sondern unbedingt eigene "blindengerechte" Wege entwickeln
will. Fuer die eigene PR-Arbeit ist das natuerlich besser und die
Projektkosten lassen sich steuerlich einfacher absetzen. Aber wem nuetzt
das?

Ruediger Leidner