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Re: Zugaenglichkeit



Wolf-Dietrich Trenner wrote:

> Sind blinde LYNX Benutzer in den Jahren des Surfens bescheiden geworden?

Das kann ich schlecht beurteilen. Aber ein Test der FernUniHagen-Seite auf Lynx
2.7 Compatibilitaet mit dem Testprogramm Bobby lieferte eine ziemlich lange
Latte von Fehlern. Im Uebrigen ist die Seite weder HTML 4.0 noch Netscape 4.0
vetraeglich. ---Offenbar wird der Surfer bescheiden auch mit invollstaendigen
Informationen !

>
> Ist es einfacher fuer LYNX zu gestalten denn fuer die Belange sehbehinderter
> Nutzer?

Das glaube ich schon! Es ist fuer den Programmierer noch gut zu vermitteln,
dass er seine Information in Buchstaben fuer die Braille-Zeile umzusetzen hat.
Schwieriger wird es bei der Sprachausgabe. Dort wird haeufig moniert, dass die
Sprachausgabe mit den eckigen Klammern am Zeilenanfang eines zitierten Textes
nichts anfangen kann und deshalb die Woerter verhunzt. Einfuehlungsvermoegens
und technischen Know-How's  bedarf es  z.B. bei grossen grafischen
Ueberschriften, der Sehbehinderte kann sie vielleicht gerade noch lesen, der
Blinde muss sie ueber irgend einen OCR-Konverter bearbeiten. Woher weiss er
aber, dass sich hinter den Pixels Buchstaben verbergen und nicht die Zeichnung
eines Eichhoernchens?
Ein Hauptproblem liegt wohl daran, dass viele Programmierer nicht mehr
strukturiert denken, d.h. dass sie nicht, bevor sie ueberhaupt anfangen, sich
Gedanken machen, was ist der Inhalt, was ist die Darstellung und welche
tehnischen Hilfsmittel stehen zur Verfuegung oder werden benutzt. Die meisten
Designer benutzen "Tools", womit sie eine Seite ueber drag and drop
zusammenbasteln. Ein solches Produkt ist hinterher nur noch mit viel Aufwand
"zugaenglich" zu machen. Solche Tools erstellen automatisch
Inhaltsverzeichnisse auf grafischen Buttons, sortieren diese nach Vorgeschichte
und Bedarf um und plazieren sie in irgendwelchen Frames. Wie soll da, der
Sehbehinderte oder die Sprachausgabe, oder der motorisch Behinderte wieder
Ordnung hineinbringen, und das noch zwischen zig Werbebannern?

>
> Gibt es dazu Erkenntnisse aus den Gremien des nun integrierten Blinden- und
> Sehbehindertenwesens?

Selbst wenn der Wille da waere, so besteht das Problem in der Geschwindigkeit
der Entwicklung. Der Fachausschuss Informationstechnik (FIT) , in dem die
Blinden- und Sehbehindertenverbaende zusammenarbeiten, besteht schon seit
langem. Aber wie Ruediger Leidner in seinem Artikel kuerzlich es beschrieben
hat, geht die Entwicklung schneller als die Erarbeitung entsprechender
Beurteilungen oder Empfehlungen. Diese hinken also meistens hinterher.( siehe
DOS Diskussion)

Die Fblinu-Liste  ist auch insofern nicht representativ fuer die Mitglieder der
Verbaende. Hier sind die Spezialisten, die Freaks, die Vordenker und die
Visionaere versammelt. Kann man aber einem technisch wenig versierten Mitglied
die neueste Betatestversion empfehlen, die dann auf der Zeile vom letzten Jahr
( Auslaufversion des Herstellers mit Krankenkassenrabatt) nicht laeuft? Hier
gibt es auch eine gewisse Verantwortung gegenueber den Mitgliedern und der
Gesellschaft.

Das heisst aber nicht, dass die Visionaere nicht fruehzeitig Einfluss nehmen
sollern, dass die Entwicklungen in die richtige Richtung gehen, und dass
technische Neuerungen nicht verschlafen werden !
Das bedeutet harte Arbeit , technisch, politisch und Basisarbeit bei den
Mitgliedern! Wenn sie aber nicht geleistet wird, nutzt kein Wehklagen, dann
faehrt der Zug ohne uns ( Sarkasmus: vielleicht nur weil wir den Fahrplan
nicht lesen konnten!)

Eine persoenliche Meinung

Dieter

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Dr. Dieter Schuell
Pro Retina Deutschland
D.Schuell_bEi_gsi.de


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