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Re: Definition



wualex1_bEi_mvmhp64.ciw.uni-karlsruhe.de (Dr.-Ing. Wulf Alex) wrote:
>Du muesstest Dir also unter Farben aus eigner Erfahrung etwas vorstellen,
>was mit den Vorstellungen sehender Personen uebereinstimmt. Oder haben
>die zwanzig Jahre seit Deiner Erblindung diese Erfahrung ausgeloescht?


Ausgeloescht auf keinen Fall. Wenn ich z.B. im Traum farbige Bilder sehe,
dann sind diese sicher mit den Eindruecken identisch, die ich vor 20 Jahren 
beim Sehen hatte. Dadurch, dass ich jetzt aber mehr ueber das Gehoer 
wahrnehme, sind die ausgeloesten Vorstellungen im Sehzentrum doch
tagsueber haeufig unterschwelliger als frueher. Manchmal tauchen auch z.B. bei 
schoener Musik Farben auf. Da spinnt sich das Sehzentrum sicher was zurecht.
Ich denke nicht, dass mir optische Wahrnehmung voellig unwichtig geworden
ist - im Gegenteil. Sie hat nur einen Stellenwert auf einer anderen Ebene
bekommen. Ich bin froh, gesehen zu haben und mir Farben vorstellen zu koennen.
Ich denke aber, wenn ich geburtsblind waere, wuerde ich die Tatsache,
nie mit eigenem Auge Farben gesehen zu haben, nicht als Verlust empfinden.
Da ich frueher - wenn auch mit Einschraenkungen - nur auf einem Auge
gesehen habe, gehoert das eben zu meinem Leben dazu; und das moechte ich
nicht missen.

Viele Gruesse

Jens-Uwe