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Das T-online-Debakel



Aus der sueddeutschen Zeitung vom 24.7.:
 
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Netzsurfer im Datenstau
 
   Neue Software bei T-Online legt Internet-Zugang lahm
 
   Durch eine "technische Revolution" wollte die Telekom die
   Kunden ihres Online-Dienstes T-Online ins Multimedia-Zeitalter
   katapultieren. Die bislang geringe Surfgeschwindigkeit im Internet
   sollte sich dank neuer Uebertragungstechniken erhoehen, der quaelend
   langsame Austausch elektronischer Post schneller funktionieren.
   Mittlerweile ist die Euphorie verflogen. Seit Wochen sehen sich immer
   mehr T-Online-Kunden von der Datenautobahn ausgesperrt, weil ploetzlich
   keine Verbindung mehr zustande kam.
 
   Seit dem Start der Online-Aktivitaeten der Telekom, damals noch unter
   dem Namen Btx, war in Deutschland das "X 25"-Protokoll
   verbreitet. In den letzten Jahren setzte sich jedoch das World Wide
   Web (WWW) weltweit durch. Es ermoeglicht auch Laien, Texte und Bilder
   aus dem Internet auf den heimischen PC zu holen. Grundlage fuer den
   Datenverkehr ist das Internet Protokoll namens TCP/IP. Die
   nachtraegliche Kopplung von TCP/IP und X 25 fuehrte allerdings immer
   wieder zu Problemen bei T-Online, denn der gesamte Datenstrom wurde
   jahrelang ueber einen einzigen Uebergabepunkt in Ulm, den sogenannten
   "Ulmer Flaschenhals" geleitet.
 
   Mit einem neuen "Dekoder" sollte das alles besser werden.
   Die Software, die den 1,6 Millionen T-Online-Kunden in den letzten
   Wochen in mehreren Schueben zugeschickt wurde, stellt zwischen dem PC
   und dem Einwaehlknoten eine reine Internet-Verbindung in
   "PPP-Technik" auf. Dieses Point to Point Protokoll ist der
   Standard fuer den Internet-Zugang.
 
   Zugleich spendierte die Telekom ihrer Tochter T-Online statt einem nun
   180 Zugaenge zur hauseigenen Datenautobahn. Dabei handelt es sich um
   eine Hochgeschwindigkeits-Strecke, die direkt mit allen wichtigen
   Datenkanaelen der Welt verbunden ist. Deshalb sollte eigentlich alles
   viel schneller gehen.
 
   Doch kaum waren die ersten CD-Rom mit der neuen Software verschickt,
   kam es zu massiven Problemen. Die in den Einwaehlknoten der Telekom neu
   installierten "Router", elektronische Weichen also, die das
   alte Btx-Netz mit seinen Diensten wie Home-Banking vom Internet
   trennen, brachen unter der Last hunderttausender von Zugriffsversuchen
   zusammen. Beim Testbetrieb mit 20 000 Nutzern hatten sie noch
   ordnungsgemaess funktioniert.
 
   Ein Softwarefehler in den Routern, so musste die Telekom jetzt zugeben,
   fuehrte zum Crash. Dabei haben die Kunden nicht nur den Nachteil, dass
   sie nicht ins Internet kommen. Sie muessen sogar die Kosten fuer die
   Verbindung bezahlen, da der Telephonzaehler zu ticken beginnt, sobald
   der Rechner der Gegenseite "abhebt", noch bevor die
   eigentliche Online-Verbindung zustandekommt.
 
   Zwangsweise Offline
 
   Da der Fehler nur auftritt, wenn viele Kunden ins Internet wollen,
   sind vor allem die Einwaehlknoten in Grossstaedten betroffen. In Berlin,
   dessen T-Online Kunden zu den ersten gehoerten, die mit der neuen
   Software beglueckt wurden, waren bereits vor ueber zwei Wochen die
   Nutzer zwangsweise offline. Zwar versuchten Telekom-Ingenieure
   zusammen mit Technikern der amerikanischen Softwarefirma, die Router
   flott zu machen, bisher jedoch ohne Erfolg.
 
   Trotzdem schickte die Telekom nach wie vor die verhaengnisvolle CD-Rom
   an ihre Kunden. Als die Scheiben Sueddeutschland erreichten, spielten
   viele Muenchner T-Online-Surfer arglos die neue Software auf ihre
   Rechner und waren prompt vom weltweiten Datenverkehr ausgeschlossen.
   Besonders aergerlich fuer jene, die im Vertrauen in die neue Technik
   ihre alten Zugangsprogramme bereits geloescht hatten.
 
   Die Empfehlung der Telekom: Das alte Programm auf keinen Fall loeschen
   und mit der neuen Software immer mal wieder testen, ob die Panne
   behoben ist. BERND SCHOeNE
 
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