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Re: Screenreader etc. fuer Unix/X11?
- Subject: Re: Screenreader etc. fuer Unix/X11?
- From: h.karahasan_bEi_pinneberg.netsurf.de (Hasan Karahasan)
- Date: 27 Jul 1997 02:27:00 +0100
Hallo Martin
Es gab mal ein Projekt, einen Screenreader fuer X-Windows zu entwickeln. Zu dem
Thema gingen vor etwar einem Jahr auch einige Meldungen durch die Newsgroups
Blindnet.*. Ich habe diese Artikel leider nicht mehr. Vielleicht kan hier
jemand aushelfen. Jedenfalls wurde das Projekt zwar begonnen, liegt inzwischen
aber offensichtlich auf Eis. Ibm wollte seinen Screenreader SRD2 fuer OS/2 auch
mal auf AIX portieren. Aber auch das ist nie richtig vorangekommen.
Die typische Arbeitsumgebung fuer Blinde an Unix-Rechnern ist ein
Terminal-Zugang ueber einen klassischen DOS-Rechner oder aber speziell bei
Intel PC's eine Anbindung der Braillezeile ueber eine Steckkarte. Bei dieser
Art der Anbindung wird kein Treiber benoetigt. Diese Karten verhalten sich dem
Betriebssystem gegenueber voellig passiv wie eine Grafikkarte. Das ganze geht
natuerlich nur im Textmodus 80*25-Zeilen. Die Steckkartenloesung geht nicht bei
anderen Platformen, da diese Karten fuer den ISA-Bus ausgelegt sind.
Braillezeilen mit Steckkarten-Anbildung werden aber immer seltener. Die
Steckkarten werden von den Herstellern nicht mehr weiterentwickelt, da fuer sie
eine Softwareloesung billiger ist.
Fuer Linux und - ich glaube auch Ultrix und Solaris - gibt es das Programm
"brltty". Brltty unterstuetzt Braillezeilen verschiedener Hersteller ueber eine
serielle Schnittstelle. Somit kann man auch auf nicht-Intel-Maschinen im
Textmodus mit einigen Braillezeilen arbeiten. Soweit zum Betriebssystem.
Als Browser bleibt dann zwangslaeufig nur Lynx, was hier von vielen Teilnehmern
der Liste mit grossem Erfolg eingesetzt wird. Vielleicht hast du mitbekommen,
dass es bereits gute Ports von Lynx fuer Dos, Win95 und OS/2 gibt. Lynx ist
derzeit der Browser, mit dem wir am meisten vom WWW haben.
Auch wenn von den Riesen der Brange immer wieder angekuendigt wurde, dass die
naechste Version ihres Navigators oder Explorers blindenfreundlicher werden
wuerde, konnten sie imho an den Komfort und die Betriebssicherheit von einem
Lynx auf welcher Platform auch immer nicht heranreichen. Das Programm ist
einfach genial. Es ist einfach, sicher und zuverlaessig und kommt ohne
grafischen Schnickschnack aus. Es ist der einzige Browser, mit dem man auch
als Blinder sicher mit Frames umgehen kann. Die naechste Generation vom
Navigator und Explorer wollen dieses Problem loesen. hmmm? Wir hoffen alle, dass
Lynx noch moeglichst lange weiterentwickelt wird.
Wenn sich die Gestalter von HTML-Seiten etwas mehr Gedanken machten, waehre das
eine zusaetzliche grosse Erleichterung. Dass du dich nur schwer in die
Arbeitssituation eines Blinden hineinversetzen kannst, ist klar. Am besten
waere es, wenn du dir mal einen typischen Blindenarbeitsplatz von einem
versierten blinden Internet-Nutzer vorfuehren lassen koenntest. Ich nehme jedoch
einmal an, dass du niemanden kennst.
Grundsaetzlich gilt:
- einfaches Layout
- keine Frames, denn nicht jeder hat Lynx
- wenn moeglich, kein Text in Spalten, alles hintereinander schreiben
- keine unbenannten Links oder Grafiken einbauen
- immer schoen konsequent das Alt-Tag verwenden
Einige Mails zuvor hat Norbert Mueller gerade auf Cathy Murtha verwiesen, die
sehr um blindengerechte Gestaltung von Web-Seiten bemueht ist. Lies mal nach.
Sieh dich mal auf ihrem Newsstand um http://www2.cdepote.net/~mist. Dort
findest du irgendwo auch Empfehlungen zur guten Gestaltung von WEB-Seiten.
viele Gruesse