Re: 8-Punkt Braille

[u.wiedemann_bEi_link-c.cl.sub.de (Uwe Wiedemann)]

Gruess Dich Wolf,

> Hallo,
>
> nicht selbst blind wuesste ich gerne was die 6 Punkte Schrift und die 8
> Punkte Schrift unterscheidet bzw. genauer: wozu dienen denn die 2
> Punkte
> mehr?

Urspruenglich haben die Vaeter der Blindenschrift festgestellt, dass
der
Blinde nur eine Flaeche gleichzeitig mit den Fingern fuehlen kann, die
aus
6 Punkten besteht. Die Braille-Schrift besteht konsequenterweise aus
Formen mit je 6 Punkten, damit aus 64 verschiedenen Zeichen.

Die 6 Punktschrift wurde nach dem 2. Weltkrieg durch die 7-Punkt- und
auch
die 8-Punkt-Stenografie ergaenzt. Ein Sinn machte dies weil auf einem
Stenostreifen, wegen der eindeutigen Orientierung auch solche Formen
lesbar waren. Die Anzahl der Formen erhoehte sich auf 128 bzw. 256,
womit
das Stenogramm erheblich kuerzer wurde.

Die 7-Punkt-Stenografie wurde bis zur Wende in Chemnitz ausgebildet und
wird nun wohl aussterben, da kein Blinder sie mehr lernt. Gewissermassen

ein Opfer der Einheit.

Da die Computerschrift (zumindest die vom DOS) auf den 256 Zeichen
umfassenden ASCII-Code basiert, waren die Module der Braille-Zeilen
Formen
mit jeweils 8 Punkten. Jedem ASCII-Zeichen konnte damit im Prinzip ein
Punktschriftcode zugeordnet werden, da die 8-Punkte gerade 256
verschiedene Formen ermoeglichen.

Die wichtigsten Unterschiede sind die Darstellungen der Zahlen und die
Darstellung der Grossschreibung. Zunaechst aufgrund der mangelnden
Entwicklung der Computertechnik und heute wegen der Ignoranz (??) der
Entwickler werden die Zahlen und die Grossschreibung nicht in korrekter
Punktschrift, sondern mit der 8-formigen Darstellung auf die
Braille-Zeile
gebracht. Fuer die meisten  grossen Buchstaben steht beispielsweise
haeufig
der Punkt 7 zusaetzlich. Die falsche Umsetzung auf die Braillezeile ist
heute nicht mehr noetig, wird aber wohl ueber kurz oder lang von den
Hilfsmittelfirmen ueberwunden werden.

Viele Gruesse aus Chemnitz

Uwe Wiedemann
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Uwe Wiedemann http://www.uni-leipzig.de/~logik/wiedemann