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Kurzschrift
- Subject: Kurzschrift
- From: nprause_bEi_ino.de (Nils Prause)
- Date: Mon, 22 Jun 1998 22:01:24 -0400
Moin !
Zu folgendem moechte ich doch noch ein paar Worte anbringen:
> 1. die eigentliche Vollschrift,
> 4. reformierte Kurzschrift,
> 5. englische Kurzschrift,
> 6. franzoesische Kurzschrift,
> 10. Notenschrift,
> 11. die urspruengliche Marburger Mathematik- und Chemieschrift,
> 13. deren zweite reformierte Fassung,
> 15. Computerbraille,
> 16. Stuttgarter Mathematikschrift (SMSB, 8 Punkte).
>
> Kann schon sein, dass ich sogar noch was vergessen habe.
Es existieren noch einige Mathematik- und Technikschriftdialekte, aber die
wesentlichen sind oben wohl aufgefuehrt.
> Nun gibt es aber Bestrebungen, die auf eine Vereinheitlichung der
> Punktschrift abzielen...
> Man denke in diesem Zusammenhang auch an die Bestrebungen, die Kurzschr=
> ift
> generell abzuschaffen und nur noch das Computerbraille zu benutzen, weil
> das den Sehenden halt so wunderbar entgegenkaeme.
Wenn Du es so formulierst, hoert es sich an, als gaebe es nicht auch Blinde,
die - so wie ich - lieber in Computerbraille als in der m.E. in vielen Punkten
verfehlten Kurzschrift schreiben wuerden.
> Was wir da mit unserer
> Punktschrift treiben, hat in den "Marburger Beitraegen" einmal jemand a=
> ls
> "Spielerei unter Behinderten" bezeichnet, die in der von Sehenden
> dominierten Gesellschaft nicht ernst genommen werden koenne.
In Marburg ist schon so viel behauptet worden ...
Grundsaetzlich moechte ich zu dieser Mail und diesem Thema einmal folgendes
sagen:
Eine ideale Blindenschrift gibt es nicht. Und es gibt, zumindest jetzt, wo wir
uns in einer Zeit des Umbruchs befinden, der jedoch noch laengst nicht
abgeschlossen ist und dessen Ende wir nicht absehen koennen, keine optimale
Wahl der Schrift.
Anhand meines persoenlichen Beispiels kann ich sagen, dass ich natuerlich -
wie bei Blindon ueblich - die Kurzschrift in der Grundschule erlernt und auch
angewendet habe. Nachdem ich nun jedoch seit 6 Jahren mit Computern arbeite,
haben sich Printmedien - sprich gedruckte Brailleschrift voellig aus meinem
Leben verabschiedet. Ich lese am Computer und auf der Braillezeile und ich
schreibe an ihm. Ich habe inzwischen auf der Zeile eine Lesegeschwindigkeit
erreicht, die - so glaube ich zumindest - der eines sehr geuebten Kurzschrift-
lesers um nichts mehr nachsteht. Es macht mir auch nichts aus, lange Buecher,
Romane oder was auch immer, die ich zuvor eingescannt habe, in Vollstschrift
zu lesen.
Andererseits kenne ich eine Menge blinder Jugendlicher, fuer die das Medium
Computer ein Schimpfwort ist. Sie arbeiten nur sehr unwillig mit ihm und
wuerden sicher nie auf die Idee kommen, einen gedruckten Buchband gegen die
Braillezeile einzutauschen. Fuer diese Menschen hat die Kurzschrift eine
absolute Darseinsberechtigung, obgleich natuerlich im Laufe der Zeit einige
Kuerzungen ueberholt sind, aber darueber ist man sich wohl einig.
Also koennen und duerfen wir in der momentanen Zeit, in der der Computer m.E.
genauso seine Existenzberechtigung hat wie das gedruckte Buch, das man
ueberall hin mitnehmen kann und das auch ohne Technik funktioniert, nicht von
der idealen Schrift sprechen. Wichtig ist lediglich, dass wir beide Schriften
akzeptieren.
MfG,
Nils Prause
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