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Haftungsrechtliche Frage
- Subject: Haftungsrechtliche Frage
- From: kseidling_bEi_AON.at (Karin Seidling)
- Date: 10 Oct 1999 21:46:00 +0200
Hallo in die Runde,
auch in Oesterreich wird die Frage "Stock oder Armbinde, oder beides" immer
wieder diskutiert.
Als ich erblindet bin, wurde mir auch dringend eingeschaerft, ich muesse die
gelbe Armbinde tragen. Anfangs habe ich das auch getan und dabei schlimme
Erfahrungen mit meinen Mitbuergern gemacht. Auch kam mir diese
Kennzeichnung zunehmend, d.h. mit zunehmender Erfahrung mit meinem
Blindwerden, immer unpassender vor. Dieses Kennzeichen, so schien mir,
mache mich erst "behindert".
Irgendwann beschloss ich, diese Binde wegzulegen und nur noch den weissen
Stock zu benutzen.
Einige Jahre spaeter wurde, ich glaube in der Schweiz, eine neue Armbinde
entwickelt, die wesentlich schmaeler war, einen Menschen mit einem Stock in
einem kleinen quadratischen Feld zeigte, und in den Farben Rot-orange,
blau und grau gehalten war. Sie sah eigentlich recht viel besser aus als
die gelbe Binde mit den drei riesigen schwarzen Punkten.
Ich freute mich ueber die neue Entwicklung als damalige erste Vorsitzende
des Blindenverbandes Oberoesterreich/Salzburg umso mehr, als ich darin eine
doch wenigstens annehmbare Moeglichkeit sah, dass sich stark sehbehinderte
Menschen kennzeichnen koennen wuerden, die noch nicht oder noch nicht immer
einen weissen Stock benutzten.
Daher trat ich im Oesterreichischen Blindenverband fuer diese neue Armbinde
ein.
Es wurde entschieden, sie dem Kuratorium fuer Verkehrssicherheit vorzulegen
und von diesem an Autofahrern testen zu lassen.
Diese Tests ergaben angeblich, dass diese Armbinde von Autofahrern nicht
gesehen wuerden.
Daher wurde diese neue Armbinde seitens des Oesterreichsichen
Blindenverbandes nicht weiter unterstuetzt - zu meinem tiefen Bedauern.
Ich persoenlich wuerde naemlich keinem blinden und keinem sehbehinderten
Menschen zumuten, diese gelbe Armbinde zu tragen, denn ich finde sie
haesslich.
Ausserdem meine ich auch, dass wir blinden Menschen durch den weissen Stock
ausreichend gekennzeichnet sind. Schwierig ist die Lage tatsaechlich fuer
Menschen, die sehr schlecht sehen, jedoch nicht blind sind. Fuer sie gibt
es naemlich bislang kein geeignetes Zeichen, das sie als sehbehinderte
Menschen ausweisen und somit fuer Autofahrer klar erkennbar mchen wuerde.
Sie sind daher meiner Ansicht nach tatsaechlich im Strassenverkehr
gefaehrdet. Und: Dass sie es fuer sich ablehnen, sich mit einer Armbinde zu
kennzeichnen, die erklaertermassen als Kennzeichen fuer blinde Menschen gilt,
das sehe ich durchaus ein.
Was das Anzeigen des Ueberquerens einer Strasse seitens eines blinden
Menschen angeht, so hat mein Sohn in seinem Mobilitaetstraining gelernt,
den weissen Stock nicht waagrecht sondern senkrecht ein Stueck nach vorne in
Richtung Fahrbahn zu halten. Bei uns wird dieses Zeichen meist gesehen,
und die Autofahrer halten auch tatsaechlich an.
Herzliche Gruesse
Karin
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Karin Seidling
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