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Seminarbericht




Hallo Zusammen,

vielleicht ist nachfolgender Bericht ja fuer den ein oder anderen  
interessant.

Gruss

Rita




Bericht ueber das Seminar: "Ausbildung zum nebenberuflichen/eherenamtlichen
Punktschriftlehrer)
Verfasst von
Rita Schroll


Einleitung
Vom 03. - 08.05.98 fuehrte das Deutsche Blindenbildungswerk ein Seminar
zur Ausbildung zum nebenberuflichen/ehrenamtlichen Punktschriftlehrer
durch.
Das Seminar fand, mit 14 TeilnehmerInnen, im Harzsanatorium in Osterode
statt. Geleitet wurde es von Frau Dr. Phil. Rose-Marie Luethi (sie ist in der
Schweiz fuer die Ausbildung von PunktschriftlehrerInnen verantwortlich)
und Norbert Mueller (paedagogischer Leiter des Deutschen Blindenbildungswerkes).

Zum Inhalt
Es wuerde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich auf alle Uebungs-
einheiten ausfuehrlich eingehen wollte; deshalb werde ich alle erwaehnen, aber
nur auf einige naeher eingehen.

Die nachfolgend aufgefuehrten Themen wurden vertiefend behandelt. Diese
wurden, durch die Praesentation von Hilfsmitteln, die im Punktschriftunterricht
eingesetzt werden, veranschaulicht und aufgelockert.

- Aspekte der Spaeterblindung.

- Schulung des Tastsinnes.
  Um auch uns TeilnehmerInnen nochmal am "eigenen Leib" spueren zu lassen,
  wie schwierig das erstmalige Ertasten von Punkten fuer spaeterblindete
  Menschen ist, ertasteten wir mit unseren Fuessen Punktformationen, die
  aus dicken und kleineren Punkten auf einem Blatt aufgeklebt waren.
  Im Anschluss wurden uns verschiedene Uebungsbeispiele zur Schulung des
  Tastsinnes gezeigt.

- Gestaltung einer Einfuehrungslektion.

- Ueberblick ueber existierende Lehrbuecher fuer das Erlernen von
  Voll-, Kurz-, Mathematik- und Notenschrift.

- Wie und wann lehre ich das Schreiben mit der Punktschriftmaschine und
  der -Tafel?

- welches Material ist fuer welche Anwendung am geeignetsten? (Folie, Paapier
  in unterschiedlichen Staerken, Dymoband)

- Markierungsmoeglichkeiten von verschiedenen Dingen: Disketten, Ordner,
  Konserven, Gewuerzdosen u. V. m.
  Dieser Themenbereich sollte unterstreichen, dass man den Lernenden zeigen
  muss, wie die Brailleschrift ein fester Bestandteil ihres taeglichen Lebens
  werden kann.
- Lesetechniken und -Uebungen.

- Einfuehrung der Kurzschrift.

- Typische Kurzschriftprobleme.
  Auch diese wurden uns auf sehr praktische Weise nahegebracht.
  Jede/r TeilnehmerIn erhielt ein Kaertchen mit 7 Worten, die alle fehler-
  haft gekuerzt wurden. Die Aufgabe bestand nun darin, den anderen Kurs-
  teilnehmerInnen die vorhandenen Fehler zu erklaeren und zu begruenden.
  Erstaunlich war hier, dass doch einige Fehler von den Teilnehmern und
  Teilnehmerinnen nicht erkannt wurden.
  Auch wurden einige Uebungsdiktate geschrieben und wir erhielten
  fehlerhafte Texte, die korrigiert werden mussten.

- Moeglichkeiten, die Brailleschrift mit Hilfe des PC's
  zu lernen bzw. zu vertiefen.
  Hier fuehrte uns Frau dr. Luethi ein Programm zur Steigerung der Lese-
  faehigkeit und das Kurzschriftuebungsprogramm (Punkt Genau) vor und Herr
  Kemper von der Firma Papenmeier zeigte uns dasBbraillexlehrprogramm.
  Dies ist eine Cd-Rom zur taaktilen Vorschulung und zum Erlernen der
  Vollschrift.

- Probleme, die bei der Benutzung von Punktschriftmaschinen auftreten koennen.
  Zur Veranschaulichung dieses Themas wurden von den TeilnehmerInnen, die
  in ihrem Alltag unterschiedliche Maschinen benutzen, eine Liste mit
  Problemen die auftreten koennen und entsprechenden Loesungsvorschlaegen inform
  eines Multiple Crice-Test aufgestellt.

- Vorstellung der neuen Kurzschriftreform.

Das auch mit der Brailleschrift ein kreatives Basteln moeglich ist, wurde
Anhand der von Dipl. Ingeneur Harald Heyn aus Buergeln hergestellten Phrasen-
dreschmaschine deutlich. Mit der Phrasen-Dreschmaschine, die als Bastelbogen
oder Fertigmodell zu erhaltn ist, koennen 4.096 Phrasen, wie z. B. "Permenente
Beziehungsrelevanz) eingestellt werden.

Auch durch Gesellschaftsspiele laesst sich die Punktschrift vertiefen und
der Tastsinn wird hierbei auf spielerische Weise geschult. Um
den Lernenden hier einige Anregungen geben zu koennen, sowie zu unserem
eigenen Spass, nutzten wir die Abende zum Keennenlernen neuer Gesellschafts-
spiele.

Resymee
Sehr erfreut waren alle TeilnehmerInnen, ueber die grosse Menge von Material,
die wir, zum Selbststudium, mitnehmen konnten.
Ich selbst habe schon an mehreren Seminaren, die von Deutschen Blindenbil-
dungswerk veranstaltet wurden teilgenommen. Dieser Seminaranbieter ist,
nach meiner Kenntnis der Einzige, bei dem man, auch als
PunktschriftleserIn bzw. Cassetten- oder DiskettenbenutzerIn analog zu jedem
herkoemmlichen Seminaranbieter, aehnlich viel Material zum Selbststudium oder
als Erinnerungsstuetze, mit nach Hause nehmen kann.

Dieses Seminar machte deutlich, dass Personen, mit sehr unterschiedlichen
Punktschriftkenntnissen diese bereits unterrichten. So beherrschten einige
der SeminarteilnehmerInnen weder das Schreiben mit der Tafel, noch waren sie sicher
im Umgang mit der Kurzschrift.

Dieses Seminar sollte als erster Schritt genutzt werden, um einen Standart
fuer die Ausbildung zum/r PunktschriftlehrerInnen zu schaffen.
Eine reine Teilnahmebescheinigung, wie wir sie am Ende des Seminars
erhalten haben, sagt kaum etwas ueber die Qualifikation der Teilnehmer/innen
aus. Das DBBW und die Organisationen der Blindenselbsthilfe sollten
gemeinsam darueber nachdenken, wie ein Netz von wirklich qualifizierten
Punktschriftlehrern aufgebaut werden kann. Um diese Frage drehte sich auch
wesentlich die Diskussion bei der Seminarauswertung. Angeregt wurde, als
Ergaenzung zum "Einfuehrungsseminar"  einen Abschlusstest zu entwickeln, in
dem interessierte Kandidaten ihre Qualifikation nachweisen koennen. Ein
aehnliches System hat sich in der Schweiz seit Jahren bewaehrt.

Natuerlich setzt dies die Erstellung von Standartkriterien zur Zertifizierung
von PunktschriftlehrerInnen voraus.
Die Moeglichkeit, nach Abschluss des Seminars ein Zertifikat zu erhalten,
aus dem die Befaehigung zum/r PunktschriftlehrerInersichtlich wird, haette
sicherlich noch weitere TeilnehmerInnen zum Besuch dieses Seminars motiviert.

Ich hoffe sehr, mit meinem Beitrag eine breite Diskussion darueber
entfachen zu koennen, wie das Netz von qualifizierten ehrenamtlichen
Punktschriftlehrern, das wir so dringend brauchen, verwirklicht werden
kann.

Besonders danken moechten wir den Firmen:
Braille-Tech (Marbug), DZB (Leipzig), Marktluecke (Coelbe-Buergeln),
Multi-Tech (Dresden), papenmeier (Schwerte), SBS (Zuerich) und
VzFB (Hannover), die unser Seminar unterstuetzten,
indem sie uns kostenlos einen Teil ihrer Hilfsmittel bzw. Lehrbuecher als
Anschauungsmaterial zur Verfuegung stellten.