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Re: Grafikdisplay fuer Blinde



Hallo allerseits!

On Fri, 27 Nov 1998, Ruediger Leidner wrote:

> die Probleme, die bei der taktilen Wiedergabe von Grafiken bestehen, werden
> meines Erachtens voellig unterschaetzt. Es reicht nicht aus, nur ein
> entsprechendes Display wie z.B. die "Stiftplatte" aus Stuttgart oder den
> "Taktilen Interaktionsmonitor" zur Verfuegung zu stellen.

Wieder einmal "alles oder nichts?" Ich erinnere mich an einen Artikel, der
in den 60er Jahren in den "Marburger Beitraegen" zum Thema Lesegeraete
erschien. Der Schreiber meinte, eine "Lesemaschine" muesste ja nicht nur
lateinische, sondern z.B. auch kyrillische Schrift, Handschrift, Noten,
Zeichnungen usw. lesen koennen, um als Blindenhilfsmittel wirklich etwas
zu taugen. Und weil das ja doch nicht gehen wuerde, solle man lieber Zeit
und Geld sparen und die Idee einer Lesemaschine begraben, noch ehe sie
richtig geboren sei.

Mir scheint, es ist inzwischen oft genug bewiesen worden, dass wir nur in
kleinen Schritten vorwaerts kommen. Optacon, Stiftplatte u.ae. sind
natuerlich absolut gesehen voellig unzureichende Hilfsmittel, aber noch
weniger haetten wir ohne sie. Ich meine, wenn erst einmal ein
funktionsfaehiges Graphikdisplay auf meinem Schreibtisch stuende, wuerden
mir sicher nach und nach viele Verbesserungsvorschlaege einfallen, die
sich mit der Zeit wohl auch umsetzen liessen. Aber rein theoretisch ueber
ein "ideales" Anzeigesystem fuer Graphiken zu spekulieren, wenn ich noch
ueberhaupt nichts in der Hand habe, erscheint mir persoenlich wenig
hilfreich. Sollen doch einmal die Blindenschulen intensiv mit den schon
verfuegbaren Hilfsmitteln experimentieren und herausfinden, was Blinde
durch Uebung beim Ertasten von Graphiken erreichen koennen. Intensives
Optacon-Training waere doch schon seit zwanzig Jahren moeglich. Warum
passiert da so wenig? Versuchen wir uns doch einmal am Treppensteigen,
auch wenn wir nicht gleich das Matterhorn bezwingen koennen!

Viele Gruesse
Eberhard