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... nichts dazugelernt war: Re: Skandalöse Entscheidung!



Hallo Norbert,

aus Deiner Reaktion auf den "Serienbrief" zum Thema "Audiodeskription" hat
man in der Zuschauerredaktion anscheinend nichts dazugelernt ...

auf meinen Brief an die Redaktion erhilt ich genau dieselbe Antwort -  und
das, wo sie doch nach Deiner Reaktion auf den Serienbrief dort eingetroffen
sein muesste. Und deren "Standardschreiben" geht auch mit keinem Wort auf den
Film  "Die Blechtrommel" ein, obwohl ich diesen Vorgang sogar an erster
Stelle erwaehnte.

Anscheinend hat man nicht bemerkt, dass wir uns untereinander austauschen
oder nimmt die Angelegenheit, selbst wenn man beim "Abfertigen" erwischt
worden ist, immer noch nicht ernst.

Schade.

Ich sende Dir mal die beiden Mails - meine und den bekannten Serienbrief -
als Anhang weiter.

Dir und Deiner Familie schoene Festtage und einen guten Rutsch ins naechste
Jahrtausend (weiss die ARD schon davon?)

Gruss Andreas

-- mein Brief: --

Sehr geehrte Damen und Herren,
so sehr ich auch die Einfuehrung der Audio-Deskription im Fernsehen begruesse,
so bedauerlich finde ich es, dass sie anscheinend nur als
"Randgruppenbeduerfnis" angesehen wird.
Was mich zu dieser Annahme bringt?
Zum einen hat das Dritte Programm des Bayerischen Fernsehens den Film "Die
Blechtrommel"  nur ca. 40 min lang mit der erklaerenden Tonspur gesendet -
dann war der AD-Ton weg. Dachte ich zuerst noch an einen technischen Fehler,
wurde mir dann von andern Blinden mitgeteilt, dass man den beschreibenden Ton
ausgeblendet haette, weil sich sehende Zuschauer  nicht in der Lage sahen,
ihre Geraete auf Einkanal-Tonempfang umzuschalten.
Dann duerften ja auch keine mehrsprachigen Filme mehr mit O-Ton auf dem 2.
Tonkanal gesendet werden - da scheint man diese Fertigkeit ja auch als fuer
alle Zuschauer selbstverstaendlich vorauszusetzen. Uebrigens ja auch bei den
blinden Zuschauern, denn nur dann koennen sie die Audio-Deskription sinnvoll
nutzen. Warum sollte einem sehenden Fernsehzuschauer etwas unmoeglich oder
unzumutbar sein, was ein blinder selbstverstaendlich leisten muss, wenn er das
AD-Angebot nutzen will?
Weiter wurde der Film "Jenseits der Stille" nicht, wie angekuendigt, mit
Audio-Deskription gesendet, sondern von vorneherein ohne den Begleitton
ausgestrahlt. Anscheinend war es wichtiger, den Zuschauern, die sehen koennen
den "Zusatzgenuss" Stereoton zu geben als den Blinden Fernsehteilnehmern den
Film ueberhaupt zugaenglich zu machen. Fuer die meisten Sehenden ist Ton beim
Fernsehen doch nur "dazu", So machen sich z.B. die wenigsten Sehenden die
Muehe, den Ton ihres Fernsehers ueber die vorhandene HiFi-Anlage zu leiten -
so wie ich es tue, um einen optimalen Hoergenuss - ob nun in Mono oder
Stereo - zu erreichen.
Ich habe bis zum 18. Lebensjahr gesehen, bin nun 42. Da ich ueber
"Fernseherfahrung" als Sehender verfuege, moechte ich dieses Medium nicht
missen - und AD ist ein Weg, um nicht nur aktuelle Sendungen, sondern auch
Spiel- und Dokumentarfilme zugaenglich zu machen. Eigentlich sollte sie, da
sie ja durch den Mehrkanalton moeglich geworden ist, laengst zum Standard der
Fernsehaussendungen gehoeren: Blinde und hochgradig Sehbehinderte Personen
zaehlen nicht nach wenigen hunderten, sondern nach hunderttausenden. Gerade
die oeffentlich-rechtlichen Anstalten haben einen Programmauftrag, der eben
nicht nur der "unauffaelligen" Allgemeinheit gerecht werden soll, sondern
auch Menschen mit Behinderungen. Und das nicht nur auf Spaetsendeplaetzen in
dritten Programmen, sondern auch zur Hauptsendezeit im "Ersten". Immerhin
ist Behinderung kein "Luxus", sondern etwas, mit dem sich jeder von uns
Betroffenen 24 Stunden am Tag auseinandersetzen muss.
Ich hoffe, Sie mit diesen Zeilen zum Nachdenken angeregt zu haben und hoffe
weiter, dass meine Gedanken und die anderer Blinder Menschen, die sich
vielleicht in dieser Sache noch an Sie wenden werden oder dies schon getan
haben, nicht in den Raeumen der "Beschwerdestelle" bleiben, sondern z.B. auf
der naechsten Konferenz der oeffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in der
Bundesrepublik Besprechungsgegenstand werden.
Mit freundlichen Gruessen
Ihr
Andreas Donau
---
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-- deren Antwort ---

AW: Audio-Deskription

Sehr geehrter Herr Donau,

vielen Dank fuer Ihre Mail und Ihr Interesse am ERSTEN.

Wir leiten Ihre Anregung und konstruktive Kritik an die ARD-Programmplanung
weiter!

Es ist richtig, die ARD-Programmdirektion hat sich dazu entschieden, den
Film JENSEITS DER STILLE ohne Audiodeskription und
damit in Stereo auszustrahlen. Wir sind uns bewusst, dass dieser Beschluss
eine Kompromissloesung ist.

Herr Hirschhaeuser von der zentralen Programmplanung des Bayerischen
Rundfunks nennt folgende Gruende fuer die Entscheidung:

Der Film JENSEITS DER STILLE basiert in den wesentlichen Sequenzen auf der
Wirkung von Musik.
Die Entwicklung des Maedchens Lara - sie spielt die zentrale Rolle im Film -
wird von der Musik entscheidend beeinflusst. Wuerde
die Musik nicht in stereo ausgestrahlt, wuerde auch der Spielfilm in der
Urfassung veraendert. Wir bitten um Verstaendnis, dass
die Filmproduktion und die Regisseurin Caroline Link aber eine unverfaelschte
Ausstrahlung des Filmes im Fernsehen garantieren
moechten.

Das ERSTE ist ein Vollprogramm, das moeglichst viele Zuschauerinteressen
ansprechen will. Haette man den Film mono gesendet,
waere die Mehrheit der Zuschauer um die Qualitaet "betrogen" worden. Eine
zeitgleiche Stereo- und Monoausstrahlung ist uns
aus technischen Gruenden leider noch nicht moeglich. Daher hat man sich zu
dieser Kompromissloesung entschlossen.

Die ARD moechte aber auch die Minderheiten nicht vergessen. Daher werden wir
diesen Spielfilm im Bayerischen Fernsehen im naechsten
Jahr mit Audiodeskription ausstrahlen.

Wir hoffen, wir konnten die sendeplanerischen Hintergruende dieser
Entscheidung fuer Sie etwas verstaendlicher machen. Dennoch
danken wir Ihnen fuer Ihr Engagement und wuenschen Ihnen und Ihrer Familie ein
frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Sabine Weis
Zuschauerredaktion DAS ERSTE

-----Urspruengliche Nachricht-----
Von: Andreas Donau [
mailto:andreas.donau_bEi_hanse-net.de]
Gesendet am: Dienstag, 21. Dezember 1999 22:21
An: Zuschauerredaktion_bEi_das-erste.de
Betreff: Audio-Deskription

Sehr geehrte Damen und Herren,

(es folggt mein Brief als Zitat)
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