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Ideas to enhance screen readers



In seiner Mail hat Jaap van Lelieveld auf ein von ihm erstelltes
Dokument
hingewiesen. Darin praesentiert er einen umfangreichen
Anforderungskatalog,
dem ich nur zustimmen und hoffen kann, dass er von der EBU konkretisiert
und zumindest als verbindliche Empfehlung umgesetzt wird.


Ich will nachstehend gar nicht auf so wichtige Forderungen eingehen wie
zu
Beginn seiner Ausfuehrungen, dass naemlich die Hersteller die Anwender
so
informieren muessen (bzw. muessten!), dass die Anwender sich darueber im
klaren sind, was sie von einem Computerhilfsmittel erwarten koennen (und
was nicht?).

Eines der m. E. noch voellig ungeloesten Probleme, das ebenfalls zu
Beginn
von ihm angesprochen wird, ist das des intelligenten Lesens von in
Spalten
geschriebenen Texten. Gemeint sind damit nicht nur Zeitschriftentexte,
bei
denen die Spalten letztlich nacheinander gelesen werden koennen, sondern
auch sog. "synoptische Darstellungen", bei denen z. B. in der ersten
Spalte
untereinander mehrere Begriffe stehen, in der zweiten Spalte
unterschiedlich lange Erlaeuterungen zu jedem Begriff. In solchen
Faellen
ist naemlich das zeilenweise Lesen genausowenig sinnvoll wie das
spaltenweise Lesen. Meines Wissens ist dieses Problem noch von keinem
Screenreader geloest worden, obwohl diese Art der Darstellung immer mehr
zunimmt.

Ergaenzt werden sollte der Katalog von Herrn Lelieveld um einen weiteren
Punkt, der insbesondere fuer Windows-Anwender wichtig ist: Geht man
davon
aus, dass sich am Bildschirm mehrere Fenster befinden, in denen entweder
gerade gearbeitet wird oder weil gerade ein Dialog-Feld sich geoeffnet
hat,
so erscheint es mir fuer Anwender, die entweder mit mehreren
Ausgabemedien
(Braille und Sprache) oder einer ausreichend langen Braille-Zeile
arbeiten,
wuenschenswert, wenn man entweder die Braille-Zeile software-maessig
"teilen" oder die beiden Ausgabemedien auf verschiedene Fenster
einstellen
koennte. Konkret koennte das dann so aussehen, dass der Anwender
festlegt,
dass beim ploetzlichen Oeffnen eines Dialogfeldes (z. B. wegen einer
eingehenden Mail) entweder nur die Sprache oder nur ein Teil der
Braille-Zeile den Inhalt dieses neuen Fensters ausgibt, so dass er den
Zusammenhang zu seiner bisherigen Arbeit nicht verliert.


Geht man gedanklich noch einen Schritt weiter, stellt sich natuerlich
sofort die Frage, ob heute nicht vielleicht doch mehrere Braille-Zeilen
sinnvoll waeren. Damit diese Diskussion, die heute allein unter
Kostengesichtspunkten bereits fiktiv sein duerfte, nicht losbricht,
moechte
ich an dieser Stelle nur einen Satz hinzufuegen. Die Anbringung von
"Statuselementen" und "Vertikaldisplays" bei einigen Braille-Zeilen, die
hierzu ebenfalls genutzt werden koennten, hat m. E. auch gezeigt, dass
die
Nutzung mehrerer und voneinander getrennter Braille-Module nur sinnvoll
ist, wenn der Anwender darauf aufmerksam gemacht wird, wann er wo
Informationen abtasten soll. Und selbst dann waere noch der ergonomische
Gedanke zu beruecksichtigen, dass die Arbeit am Computer nicht darin
bestehen sollte, dass der Anwender mit beiden Haenden in kurzen
Abstaenden
ueber sein Braille-Display "rudert", weil die wichtigen Informationen
raeumlich weit verteilt wurden. Der Gedanke der Ergonomie der Anordnung
von
Braille-Zeile, Standardttastatur und Tasten zur Bedienung der
Zusatz-Software kommt in dem Dokument von Herrn Lelieveld im uebrigen
auch
zu kurz. Auch hier koennte die EBU sinnvolle Vorarbeiten leisten. Ich
habe
naemlich den Eindruck, dass die Hilfsmittelhersteller selbst nicht mehr
sehr experimentierfreudig sind, weil das finanzielle Risiko zu gross
geworden ist, bei (insbesondere europaweit) abgestimmten Empfehlungen
aber
durchaus reagieren wuerden.


Ruediger Leidner