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Reha 97 Internet-Cafe



 
Hallo Leute,
 
einige haben ja dankenswerter Weise schon ihre Berichte von ihrem
Messebesuch gepostet. Erstaunt war ich allerdings, dass niemand das
Internetcafe erwaehnt hat, welches in diesem Jahr erstmals eingerichtet
wurde. Unter dem Motto "Internetcafe fuer Blinde" stellte die Firma
Sektor ein Netzwerk zur Verfuegung, welches von den sich beteiligenden
Hilfsmittelfirmen an allen Messetagen genutzt werden konnte, um den
Sehgeschaedigten sowie der Oeffentlichkeit die Moeglichkeit der Nutzung des
Internet zu demonstrieren.
 
Zu meiner Ueberraschung beteiligten sich nur 4 Firmen an dem Internetcafe.
(Baum, Frank Audiodata, Handy Tech und Papenmeier). Die Firmen hatten
einen Poschalpreis an die Fa Sektor zu entrichten, ansonsten war fuer die
Aussteller das Surfen kostenfrei. Ich wurde fuer diesen Zweck von der Fa.
Handy Tech ausgeliehen und habe dort vier Tage lang Online das
"Internet fuer Blinde" der teilweise staunenden Oeffentlichkeit
vorstellen koennen. Ich selber war sehr ueberrascht ueber die Stabilitaet
des Arbeitsplatzes, den mir die Fa. Handy Tech bereitstellte. Ich hatte
naemlich bis dahin keinerlei Erfahrungen mit Windows 95 und dem MS
Internetexplorer. Mit Soundkarte, der Keynot Gold und eine Braillezeile
ging es mit dem Internetexplorer 3.02 und alternativ mit Netscape 3.0
unterstuetzt von JAWS ins Internet. Es konnte nicht nur die Nuetzlichkeit
der Informationsversorgung eindrucksvoll gezeigt werden (Zeitung und Magazine
bzw. Nachschlagewerke), sondern vor allem auch der Spass am Internet
verdeutlicht werden. Besuche bei Radio- und Fernsehstationen sowie bei
Reiseagenturen mit Onlinebuchung seien hier nur mal beispielsweise erwaehnt.
Da die Soundkarte nicht durch die sprachausgabe blockiert wurde, ionnten
auch Realaudiosendungen, also Liferadio im Internet, soewie verschiedene
Wav-Dateien zum Klingen gebracht werden. Das auffinden der Graphischen
Links funktionierte mit dem Explorer wesentlich besser, als mit Netscape.
Hierbei war auch die Sprachausgabe etwas Vorteilhafter der Zeile gegenueber.
Evtl. konnte ein Link gar nicht mehr als solcher erkennbar auf der Zeile
Dargestellt werden, der Explorer hat ihn dennoch gefunden, und die Sprachaus-
gabe teilte mit, dass sich dort ein Link befindet. Je nach dem, wie dieser
Link aussah, konnte sogar noch eine Inhaltsbezogene Verknuepfung angesagt
werden. Lediklich einmal stuertzte mein System ab, als ich mich versehentlich
auf einem Fotot der Spicegirls verirrt hatte. Ansonsten lief das System
geradezu grossartig. Surfen und Lesen, Surfen und Hoeren, Surfen und sich
amysieren, dass war meine Erfahrung im Internetcafe.
 
Leider war ich der einzige Blinde, der einen Stand im Internetcafe
betreut hat. Die anderen Firmen liessen nur sehende Mitarbeiter zum
Vorfuehren an die Tastaturen, und ausserdem war auch nicht alles
Online, was wie Online aussah. Da wurde, links neben mir, des oefteren ein
im PC lokal verknuepftes Netz von ausgewaehlten HTML-Seiten mit Netscape
aufgerufen, und das Internet wurde nur simuliert. Der blinde, weniger
erfahrene Internetnutzer konnte dass auch nicht unbedingt bemerken. Aber es
war eine tolle Sache und ich bin fuer mich mit der Erfahrung zurueckgekehrt,
dass die Internetnutzung unter Windows 95 mit einem anderen Browser als Lynx
wesentlich inhaltsreicher und deshalb interessanter sein kann. Soviel fuer
jetzt dazu.
 
Gruss aus Muenchen
 
Michael